Drei Worte die reichen um meine Saison 2016 zu beschreiben.
Folgende Auflistung verdeutlicht diese Aussage:
- RAAM Sieg Damen <50
- RAAM Sieg Damen overall
- RAAM Rooky of the Year
- RAAM Queen of the Mountains
- Tortour Sieg (Titelverteidigung 2014 & 2015)
- Schweizermeisterin Ultracycling 2016
Nach dem erfolgreichen RAAM ging es mir einfach „zu gut“ und das heisst so viel wie, dass die befürchteten Nachwehen ausblieben. So rückte der Gedanke an die Tortour (1‘000km / 14‘500hm), welche Mitte August stattfand, vom hintersten Winkel im Kopf sehr weit nach vorne. Die Frage, wie realistisch ist ein Start sechs Wochen nach dem RAAM beschäftigte mich und mein Trainer intensiv. Ich fühlte mich gut, war mir jedoch bewusst das der Körper das RAAM nicht einfach so wegstecken wird. Wie er demnach nach 24h auf die Belastung reagieren wird, konnten wir nicht einschätzen.
Ich wollte aber nichts unversucht lassen, weil mir die Tortour am Herzen liegt und ich zudem 2-fache Titelverteidigerin war.
So setzte ich alles daran in dieser kurzen Zeit mein Körper optimal vorzubereiten. Eine Woche nach der Zieleinfahrt in Annapolis nahm ich das Training wieder auf, mit der Absicht dem Körper zu signalisieren die Saison ist noch nicht zu Ende. Die Gratwanderung zwischen was braucht mein Körper / Kopf an Belastung und was an Erholung wurde zur Challenge.
Die Steissbeinbeinprellung welche ich mir 3 Wochen vor dem Start noch zu zog, war alles andere als optimal, konnte ich aber nicht mehr ändern.
Innert kurzer Zeit hatte ich ein erfahrenes Team zusammen und freute mich auf diese Herausforderung mit ihnen zusammen.
Nicht ganz einfach war die Tatsache das ich als RAAM-Siegerin und 2-fache Titelverteidigerin gewisse Aufmerksam auf mich zog. Innerhalb der Karenzzeit wieder in die IWC-Arena einzufahren war mein Ziel und stufte ich als realistisch ein. Der Rest wird das Rennen zeigen.
Wie wird sich das RAAM auf das Rennen auswirken war für mich die grosse Frage. Ich freute mich auf die Pässe musste da jedoch ernüchtert feststellen das mein Oberkörper die Belastung vom stehend fahren nicht toll findet. Sitzend hatte ich das Gefühl die Berge hoch zu schleichen! Doch ich kam oben an und wusste um meine schnelle Regenerationsfähigkeit in den Abfahrten.
Der Grat zwischen es geht und es geht nicht war schmal und ich vertraute auf meinen Körper was möglich ist. So brachte ich Kilometer um Kilometer hinter mich und kam Schaffhausen näher. Was meine Gegnerinnen machten war für mich nicht entscheidend, denn ich fuhr praktisch an meinem Limit und wenn sie schneller sind, dann gewinnen sie verdient – so meine Gedanken. Ich war beruhigt zu wissen, dass ich vor meinem persönlichen Zeitplan liege und somit die Karenzzeiten einhalten kann.
An der letzten Timestation wollte ich den Stand und somit den Vorsprung wissen. Wirklich erstaunt über meine Zeit hätte ich die letzte Etappe gemütlich angehen können, wäre da nicht meine Crew gewesen, welche sich schon fast weigerte mir nochmals das Licht zu montieren. Somit musste ich bis 20:30 Uhr in der IWC-Arena sein, da sonst der Nachtmodus eingehalten werden musste.
Nach 43 Stunden 28 Minuten 45 Sekunden, um 20:00 Uhr, war es vollbracht – Titelverteidigung und 1. Schweizermeisterin im Ultracycling.
Das ich dabei 3h (!) vor meinem Zeitplan und 3h vor meiner letztjährigen Zeit lag, ist für mich immer noch ein Phänomen.
Und die Antwort auf die Frage: Wie viel Einfluss hatte das RAAM auf die Tortour?
Sehr, sehr viel! Körperlich hat mich das RAAM eingeschränkt – mental hat es mich jedoch beflügelt resp. Sicherheit gegeben. Über das ganze Rennen gesehen war 75% Kopfsache.
Die Saison ist für mich definitiv zu Ende – eine Saison in Perfektion die aber nur möglich war dank meinen Sponsoren, Unterstützer & Fans.
Ohne euch wäre weder das Eine noch das Andere und schon gar nicht beides möglich gewesen – Vielen Dank für die Unterstützung und euer Vertrauen.
Wie es weitergeht ist noch nicht spruchreif… nur so viel: es geht weiter 🙂